Umwelt & Nachhaltigkeit

by admin
Das Kreuzfahrtschiff Norwegian Escape im Hafen von Civitavecchia bei Rom.
Die Norwegian Escape in Civitavecchia

Aktuelle Situation

Der Ruf Kreuzfahrtschiffe bzgl. Umwelt und Nachhaltigkeit ist sehr schlecht. Häufig stehen Kreuzfahrtreisen in der Kritik. Doch ist diese immer berechtigt?

Kreuzfahrtschiffe und ihr Einfluss auf die Umwelt und Nachhaltigkeit sind in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus gerückt. Einige der größten Herausforderungen sind die Emissionen, der Treibstoffverbrauch, der Abfall und die Verschmutzung von Küstengewässern und -gebieten.

Auf den Weltmeeren operieren derzeit ca. 52.000 Schiffe. Hiervon sind 400 Kreuzfahrtschiffe (d.h. ca. 0,7%). Bei den übrigen 99,3% handelt es sich um Containerschiffe, Tanker sowie Handelsschiffe.

Insgesamt entfallen ca. 21,8% des weltweit ausgestoßenen CO2 auf den Verkehrssektor. Von den 21,8% entfallen 17,99% auf den Straßenverkehr und 2,57% auf den Schiffsverkehr.

Einige Reedereien haben Maßnahmen ergriffen, um ihre Umweltauswirkungen weiter zu minimieren. So setzen einige Schiffe auf sauberere Treibstoffquellen, wie zum Beispiel Flüssigerdgas (LNG), und investieren in Technologien zur Emissionsreduzierung. Einige Reedereien setzen auch auf die Nutzung von Landstrom anstelle von Schiffsgeneratoren, wenn das Schiff im Hafen liegt.

Schiffsantriebe

Schiffsantriebe sind ein wichtiger Bestandteil der Umweltauswirkungen von Kreuzfahrtschiffen.

Die meisten Schiffe setzen auf Dieselmotoren als Hauptantrieb. Dieselmotoren können mit unterschiedlichen Kraftstoffen betrieben werden. Die bekanntesten Kraftstoffe für Schiffsdieselmotoren sind Marinediesel und Schweröl. Diese sind jedoch bekannt dafür, große Mengen an Stickoxiden (NOx) und Feinstaub auszustoßen, insbesondere Schweröl ist sehr umweltschädlich. Stickoxide und Feinstaub gelten als schädlich für die Gesundheit und können zu Atemwegsproblemen führen.

Teilweise setzen Reedereien auf sauberere Treibstoffquellen, wie Flüssigerdgas (LNG), um die Emissionen zu reduzieren. LNG ist ein sauberer und umweltfreundlicher Treibstoff, der nahezu keine Stickoxide ausstößt und den Feinstaub um bis zu 85% reduziert. Vermehrt werden auch Schiffe gebaut, welche auf Hybridantriebe oder elektrische Antriebe setzen, um den Treibstoffverbrauch und die Emissionen weiter zu reduzieren.

Schweröl

Schweröl ist einer der billigsten Treibstoffe und wird von vielen Reedereien überwiegend verwendet. Schweröl ist ein sehr schmutziger und giftiger Treibstoff. Bei der Verbrennung von Schweröl werden neben CO2 eine große Menge an gefährlichen Schadstoffen wie bspw. Schwefel, Stickoxide, Feinstaub und Ruß in die Luft geblasen. Seit dem 1. Januar 2020 gibt es jedoch weltweit einen strengeren Grenzwert für Schwefelgehalt. Viele Reedereien nutzen zudem Filteranlagen oder Abgasreinigungssysteme. MSC Cruises wirbt bspw. damit, das diese Abgasreinigungssysteme einsetzen die bis zu 98% des Schwefeldioxids entfernen. Trotz dieser Abgasreinigungssysteme bleibt der CO2 Ausstoß im Vergleich zu anderen Treibstoffen schlecht.

Marinediesel

Marinediesel ist im Vergleich zu Schweröl deutlich schwefelärmer und sorgt für eine geringere Stickoxid- und Rußpartikel Belastung. Der CO2 Ausstoß ist jedoch ähnlich dem von Schweröl. Zudem ist Marinediesel deutlich teurer als Schweröl. Marinediesel wird von Reedereien insbesondere in Fahrtgebieten mit sehr strengen Auflagen für Schadstoffausstöße verwendet.

LNG (Flüssigerdgas)

LNG Betankung des Kreuzfahrtschiff AIDAnova in Kiel

LNG steht für Liquefied Natural Gas (auf deutsch Flüssigerdgas) und ist eine saubere und umweltfreundliche Alternative zu traditionellen Treibstoffen wie Schweröl oder Marinediesel. Die Feinstaub-Emissionen werden mit LNG um ca. 95% reduziert, 20% weniger CO2 ausgestoßen und 85% weniger Stickoxide.

Reedereien, wie zum Beispiel MSC Cruises und AIDA Cruises, haben begonnen, LNG in ihren Schiffen zu verwenden und planen, ihre Flotte sukzessive auf LNG umzustellen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Umweltauswirkungen von Kreuzfahrtschiffen zu reduzieren und die Luftqualität in Hafenstädten zu verbessern.

Es gibt jedoch auch Herausforderungen bei der Verwendung von LNG als Treibstoff für Kreuzfahrtschiffe. Eine davon ist die Verfügbarkeit von LNG-Tankstellen in Häfen und die Notwendigkeit, die Schiffe entsprechend auszurüsten. Es gibt auch Anforderungen an die Lagerung und Sicherheit von LNG an Bord.

Insgesamt gilt LNG als ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit für die Kreuzfahrtindustrie.

Hybrid

Im Jahr 2019 hat die Reederei Hurtigruten mit der MS Roald Amundsen das erste Schiff mit einem Hybridantrieb in Betrieb genommen. Dieses Schiff fährt mit einer Kombination aus dieselelektrischem und reinem Elektroantrieb. Aus meiner Sicht ist das ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Umweltverträglichkeit von Kreuzfahrtschiffen.

Auch die Konkurrenz von Hurtigruten, die Havila Voyages, hat Schiffe mit Hybridantrieb im Einsatz. Diese können bis zu vier Stunden angetrieben durch Elektro-Batterien fahren. Diese werden in Häfen mit aus Wasserkraft erzeugtem Strom aufgeladen. Wenn die Batterien erschöpft sind, fahren die Schiffe mit Erdgas weiter.

Abfallwirtschaft

Auf Kreuzfahrtschiffen fällt sehr viel Abfall an. Doch was passiert mit dem ganzen Abfall an Bord?

Die Abfallwirtschaft an Bord von Kreuzfahrtschiffen ist ein wichtiger Aspekt der Umweltauswirkungen von Kreuzfahrten. Aufgrund der großen Anzahl von Passagieren und Crewmitgliedern an Bord eines Schiffes fallen große Mengen an Abfall an, der richtig gesammelt, sortiert und entsorgt werden muss.

Moderne Kreuzfahrtschiffe besitzen Müll- und Entsorgungsanlagen. Der Abfall wird an Bord gesammelt und getrennt und anschließend in den Anlagen verdichtet. Am Hafen wird der gesammelte Abfall anschließend durch ein Entsorgungsunternehmen fachkundig entsorgt. Teilweise wird anfallender Müll an Bord auch verbrannt und die Energie hiervon genutzt.

Zusätzlich haben einige Reedereien Initiativen gestartet, um Abfälle sowie Lebensmittelverschwendung an Bord zu reduzieren. Unter anderem wurde die Verwendung von Einweg Plastik reduziert.

Wasserwirtschaft

Neben Abfall entsteht in den Duschen, Toiletten, Wäschereien sowie der Küche an Bord auch viel Abwasser. Das entstehende Abwasser wird an Bord in einer Kläranlage behandelt und gefährliche Substanzen und Schadstoffe herausgefiltert. MSC Cruises schreibt bspw. das nach der Aufbereitung des Abwassers dieses fast Leitungswasserqualität erreicht. Im Wasser enthaltene feste Rückstände werden im Aufbereitungsprozess entfernt, zu Pellets verdichtet und verbrannt oder im nächsten Hafen entsorgt. Flüssige Abfälle wie bspw. Speiseöl werden ebenfalls am Land abgeladen und fachmännisch entsorgt.

Landstrom

Kreuzfahrtschiffe benötigen an Bord Strom. Der benötigte Strom wird während der Fahrt durch die mit Schiffsdiesel betriebenen Generatoren erzeugt. Doch was passiert sobald das Schiff im Hafen anlegt? In der Regel laufen die Generatoren weiter und stoßen Abgase aus, auch wenn das Schiff im Hafen liegt. Dies belastet die Umwelt.

Eine Lösung hierfür ist Landstrom. Sobald Kreuzfahrtschiffe im Hafen anlegen werden diese mit Strom von Land versorgt und können die Generatoren ausschalten.

Bisher sind jedoch leider nur sehr wenige Häfen mit entsprechenden Landstrom Systemen ausgerüstet und nicht alle Schiffe wurden bisher dafür umgerüstet. Es gibt jedoch große Bestrebungen das Thema Landstrom in den nächsten Jahren voran zu treiben und viele Häfen sowie Schiffe entsprechend umzurüsten. Unter anderem gibt es in der EU bereits Diskussionen für eine Landstrompflicht in Häfen für Schäffe über 5.000 BRZ ab 2028.

Fazit

Wie die meisten anderen Verkehrsträgern erzeugen auch Kreuzfahrtschiffe CO2. Die Auswirkungen auf die Umwelt und das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist auch in der Kreuzfahrtbranche angekommen und viele Reedereien arbeiten bereits am Einsatz alternativer Treibstoffe und Schiffsantriebe.