In den letzten Jahren hat sich Flüssigerdgas (LNG) als wichtiger Baustein für eine emissionsärmere Schifffahrt etabliert. Besonders im Kreuzfahrtsektor wird LNG zunehmend als Alternative zu konventionellen Kraftstoffen eingesetzt. Doch wie nachhaltig ist LNG wirklich, und was bedeutet das für die Kreuzfahrtindustrie?
Was ist LNG?
LNG (Liquefied Natural Gas) ist Erdgas, das durch Abkühlung auf -162 Grad Celsius verflüssigt wird. In dieser Form benötigt es weniger Platz und kann effizient gelagert und transportiert werden. Als nahezu schwefelfreier Brennstoff erfüllt LNG die strengen Umweltvorgaben, die beispielsweise von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) oder der EU gesetzt wurden.
Umweltvorteile von LNG
Im Vergleich zu Schweröl und Marinediesel reduziert LNG die Emissionen von Schwefeloxiden vollständig und senkt den Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub erheblich. Studien zeigen, dass LNG den Ausstoß von Treibhausgasen um bis zu 28 % verringern kann – ein großer Vorteil in sensiblen Meeresregionen wie der Nord- und Ostsee, wo strenge Umweltauflagen gelten.
Herausforderungen und Kritik
Trotz der Vorteile ist LNG nicht unumstritten. Kritiker wie das International Council on Clean Transportation (ICCT) warnen vor sogenannten Methanschlupf – Methan, das während Produktion, Transport oder Verbrennung in die Atmosphäre gelangt. Methan ist ein bis zu 25-mal klimaschädlicheres Treibhausgas als CO₂. Ohne geeignete Maßnahmen kann LNG daher in der Gesamtrechnung klimaschädlicher sein als konventionelle Kraftstoffe.
LNG in der Kreuzfahrt
Ein Vorreiter beim Einsatz von LNG ist AIDA Cruises. Mit der AIDAnova brachte die Reederei 2018 das weltweit erste Kreuzfahrtschiff mit monovalentem LNG-Antrieb in Dienst. Seitdem folgten Schiffe wie die AIDAcosma und die Costa Smeralda. Diese Schiffe sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern wurden auch für ihre Nachhaltigkeitsstandards ausgezeichnet, etwa mit dem Umweltlabel „Blauer Engel“.
Infrastruktur und Zukunftsaussichten
Ein wesentlicher Hemmschuh für die Verbreitung von LNG ist die lückenhafte Infrastruktur. In vielen Häfen fehlt es an LNG-Bunkerstationen. Länder wie Norwegen haben hier eine Vorreiterrolle übernommen: Über 40 Fährschiffe und Versorgungsschiffe werden dort bereits erfolgreich mit LNG betrieben. In Deutschland hingegen steckt der Ausbau der LNG-Infrastruktur noch in den Kinderschuhen.
LNG wird oft als Brückentechnologie gesehen – ein Zwischenschritt auf dem Weg zu emissionsfreien Antrieben. Künftig könnten verflüssigtes Biomethan oder synthetisches Methan, hergestellt aus erneuerbaren Energien, die gleichen Vorteile wie LNG bieten, jedoch ohne fossile Grundlage.
Fazit
LNG ist ein bedeutender Schritt hin zu einer nachhaltigeren Kreuzfahrt, aber kein Endziel. Während der Einsatz von LNG viele Umweltvorteile bietet, müssen Probleme wie Methanschlupf gelöst und der Übergang zu echten klimaneutralen Kraftstoffen vorangetrieben werden. Für die Kreuzfahrtindustrie ist LNG eine Chance, ihre Umweltbilanz zu verbessern – und gleichzeitig ein Ansporn, Innovationen voranzutreiben.